Mittwoch, 26. Dezember 2018


1920 - Nonnen im Klostergarten St. Hildegard

Neben den vielen altehrwürdigen Klöstern des Rheingaus hat St. Hildegard in Rüdesheim eine Sonderstellung, ist es doch die einzige jüngere Neugründung, die in den Jahren 1900 bis 1904 erbaut  wurde. Schon im Namen knüpft man an die Tradition des Klosters Rupertsberg an, das Hildegard von  Bingen, die große Heilkundlerin 1150 gegründet hatte. Nach dessen Niedergang im Dreißigjährigen Krieg ging dessen Tradition auf das Kloster Eibingen über, das nach der Säkularisation 1803 aufgehoben wurde, allein die Reliquien der hl. Hildegard verblieben in der aus dem Kloster erhaltenen Pfarrkirche. 

Ende des 19. Jahrhunderts begann eine Wiederbelebung der Verehrung der hl. Hildegard. Der Limburger Bischof Blum, der im Zuge des Kulturkampfes seines Amtes enthoben bei Fürst Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg auf Schloss Haid in Böhmen Zuflucht fand, und auch sein Nachfolger Dr. Karl Klein konnten diesen für seine Sache gewinnen und so gab er das Land, das er im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses im Jahr 1803 erhalten hatte zurück. Seine älteste Tochter hätte Äbtissin werden sollen, verstarb aber zuvor, dennoch kam es zur Gründung. Die Leitung des Baus übernahm P. Ludger Rincklage, ein Mönch und Architekt aus der  Abtei Maria Laach. Die Steine gewann man oberhalb des Bauplatzes

Am 17. September 1904 zogen 12 Benediktinerinnen aus der Abtei St. Gabriel in Prag, in die Neugründung ein. Das Kloster wurde am selben Tag zu einer vollgültigen Abtei erhoben und mit allen Rechten und Privilegien des ehemaligen Klosters der hl. Hildegard ausgestattet. Als „exemte“ Abtei untersteht es nicht dem Ortsbischof, sondern unmittelbar dem Hl. Stuhl in Rom.

Die Nonnen waren auf weitgehende Selbstversorgung aus dem Klostergarten angewiesen, vielleicht knüpfen sie auch die Kräutertradition an. Wir sehen Sie bei der Arbeit, es wir gehackt, gegossen,  angebunden und auch Mohrrüben geerntet. Aus dem Brunnen versorgt man sich mit Wasser und ein erbauendes Läuten macht die Arbeit leichter. Die Waldtiere auf dem Busch scheinen sich an die Anwesenheit gewöhnt zu haben. 







1700 -Mönche im Klostergarten

Die Zisterzienser-Mönche  wollten hinsichtlich ihrer Ernährung autark sein, aus dem Mutterkloster gab es strenge einheitliche Ernährungsvorschriften, wie z.B. der Verzicht auf Fleisch, tierische Fette und nicht aus der Umgebung stammende Gewürze. Also musste man sich vor allem von Gemüse und anderen Naturprodukten ernähren, Hülsenfrüchte spielten in der damaligen Zeit überall in der Küche eine Hauptrolle. Käse, Milch, Eier oder etwa Fisch kamen seltener vor.    



Wieso oft liegt die eigentliche die Arbeit bei den Konversen, die Mönche disputieren. Hier kommt gerade auch noch der Erzbischof mit Gefolge, darunter auch ein Benediktiner-Mönch, zu einer Stippvisite zu Besuch. 

In der Endzeit des Klosters sollen die Mönche manches Stück Fleisch erst durch das Klosterteich gezogen haben, dann kam es ja aus dem Wasser und musste ein Fisch gewesen sein.

Sonntag, 9. Dezember 2018



20 Juni 1622 - Die Schlacht bei Hoechst

Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, genannt der tolle Halberstädter, wollte der katholischen Liga unter Tillys Führung die Pfalz entreißen, nachdem dieser die Schlacht von Mingolsheim verloren hatte und sich nach Würzburg zurückzog. Christian rückte mit 12.000 Mann Fußtruppen, fast 5.000 Reitern und drei Geschützen von den westfälischen Bistümern durch das Wesertal in Richtung Main. Bei Darmstadt wollte er sich mit den Truppen Mansfelds und Baden-Durlachs vereinen.

Nachdem er am 15. Juni Oberursel erreich hatte, sandte er von dort eine Vorhut von 1.500 Mann unter Oberst von Knyphausen nach Hoechst, die Stadt im Handstreich zu nehmen. Statt sich zu übergeben, verteidigte sich Hoechst und es kam nach der Einnahme zu Plünderungen. Als am 20. Juni der Brückenschlag über den Main gerade fertiggestellt war, erreichten Tilly und Cordoba das nördliche Mainufer mit dem Entsatzheer und es kam zur Schlacht bei Sossenheim. Die Braunschweiger wurden nach Süden gegen den Main gedrängt und flohen schließlich heillos über die Brücke und den Fluss, wobei wohl mehr Soldaten den nassen Tod fanden als in der Schlacht umkamen. Damit hatte der große Krieg den Rheingau erreicht.

Hier sehen wir das Braunschweiger Leibregiment zur Pferde als Teil der Vorhut an Dodo Freiherr von Innhausen und zu Knyphausen (* 2. Juli 1583 in Lütetsburg; † 11. Januar 1636) vorbeimarschieren. Er erweist Ihnen durch die Abnahme der Kopfbedeckung die Ehre. Die Regimenter hatten damals noch nicht eine einheitliche Uniform, sondern höchsten wenige gleiche Ausstattungsgegenstände, oftmals diente eine Schärpe als Erkennungszeichen. Als Standarte führte man einen Schimmel auf blauem Grund.
Als 19 jähriger 1602 in niederländische Dienste getreten brachte er es dort bis zum General der Artillerie. Durch die Heirat (1610) mit der wohl betuchten Anna von Schade aus Bamenohl, hatte er Geld, um sich seit 1615 als Kriegsunternehmer zu betätigen. Als Obrist warb er ein Regiment zu Fuß, das er auch in der Schlacht bei Hoechst führte, und stellte dies zunächst den Hansestädten im Kampf gegen Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel zur Verfügung. Im Dreißigjährigen Krieg kämpfte er mit wechselhaftem Erfolg für die protestantische Seite und nahm an verschiedenen Schlachten teil. Beim Angriff auf Höchst, wurde er vier Tage vor der Schlacht verwundet; später rettete er sich in die Reichsstadt Frankfurt. 1623 schloss Knyphausen sich dem Welfen wieder an. Am 11. Januar 1636 fiel er in der Schlacht bei Haselünne. Seine Frau hat ihn übrigens in den Kriegsjahren oft mit den Kindern begleitet.





Freitag, 26. Oktober 2018


Zisterziensermönche probieren die Spätlese um 1780



Ob die Römer, Karl der Große oder die Mönche des Klosters Eberbach den Weinbau in den Rheingau brachten, haben unsere Vorfahren nicht genau aufgezeichnet. Aber sicherlich haben die Mönche den Weinbau zu einer neuen Blüte verholfen. Schon im burgundischen Mutterkloster Clairvaux am Rande der Champagne hatte man die günstige Lage genutzt und großes kaufmännischen Talent bewiesen, das aber erheblich durch die Zollprivilegien unterstützt wurde, die ihnen die Mächtigen in der Hoffnung auf Gottes Wohlwollen einräumten. Handelswege führten zu den Marktplätzen nach Flandern und England. Im Rheingau knüpfte man bald an diese  Erfahrungen an. 1136 erst gegründet, wird schon 1163 in einem von Papst Alexander III ausgestellten Privileg der Eberbacher Hof mit seinem Weinkeller in Köln erwähnt, den man zollfrei mit eigenen Schiffen erreichte. Der wirtschaftliche Erfolg brachte dem Abt des Klosters ab 1401 bischofsähnliche Rechte ein.   

Nach dem Abzug der Schweden kehrten 1635 zunächst 20 Mönche wieder zurück, richteten das Kloster und die Weinberge wieder her. Anfang des 18. Jahrhunderts lebten 40 Mönche, 10 Konversen und 80 Lohnarbeiter in den alt-ehrwürdigen Mauern. Aus den vielen Baumaßnahmen der Zeit kann man schließen, dass man am Weinbau gut verdient haben muss. Die Ideen der Aufklärung hatten die dicken Mauern durchdrungen und man verhielt sich nicht mehr so streng nach den Glaubensregeln des Heiligen Bernhards.  

So sehen wir hier Mönche, die intensiv die neue Qualität der Spätlese probieren, die ja erst 1775 auf Schloss Johannisberg entdeckt worden war. Die alten Steinkeller sind an den Decken mit dem von flüchtigen Bestandteilen des Weines wie Alkohol, Essigsäure sich ernährenden Kellertuch (Zasmidium cellare) belegt. Man prostet sich fröhlich zu und diskutiert über den Wein, vielleicht auch Bibelthemen. Mancher betrachtet das Treiben strenger.   





Samstag, 29. September 2018

1288 - Die Belagerung der Burg Scharfenstein

Hinlänglich bekannt ist die erfolglose Belagerung der Burg Scharfenstein vom 11. bis zum 14. Oktober 1301 durch den deutsche König Albrecht I. von Österreich (1298-1308) während  des sogenannten Rheinischen Zollkriegs (1300-1302).

Aber es gibt auch noch die Sage, dass dessen Vater Rudolf  I (* 1. Mai 1218 auf Burg Limburg bei Sasbach am Kaiserstuhl, † 15. Juli 1291 in Speyer; Deutscher König: 1273 – 1291) die Burg belagerte, weil er den scharfensteiner Raubritter besiegen wollte. Rudolf hatte sich besonders der Wiederherstellung des Landfriedens und damit der Bekämpfung des Raubrittertums verschrieben. Alleine 1290 zerstörten des Königs Truppen über 60 Raubritterburgen. Dies stärkte den Ruf Rudolfs als Kämpfer für einen allgemeinen Landfrieden, den er 1287 verkündet hatte. Die Burg war aber mit ihrer nach Westen hin auskragenden Befestigung nur von Osten her anzugreifen. Zwei Halsgraben von 8 und 17m Tiefe machten das aber unmöglich.

Der Scharfensteiner hatte eine Aufforderung zur Übergabe und Auslieferung seiner Mitkämpfer mit dem Hinweis abgelehnt, dass man ihm Treue bis zum Tod geschworen habe. Der König war von der Reaktion beeindruckt und bot in einem zweiten Versuch allen Freiheit an, wenn man  Rudolf die Treue schwöre und ihm als Gefolgsmann diene.

Hier sehen wir wie der Scharfensteiner auf den König zugeht, während sein Begleiter noch misstrauisch die Szene beäugt. Hinter ihm steht der Standartenträger mit der Scharfensteiner Wappenfahne. Rechts halten die Reiter des Königs mit Fahnen des königlichen Wappens des roten Löwens. Um den König sind seine Getreuen versammelt, direkt hinter ihm der Mainzer, links von diesem der Graf Schönborn und links von ihm der Freiherr Dehrn, vor diesem der Graf Ingelheim. Auf der anderen Seite stehen noch ein paar auswärtige Adelige.

Im Hintergrund sieht man die ermatteten Krieger, aber es wird auch schon ein Ochse gebraten, den man sicherlich einem Kiedricher Bauern entwendet hat.



Beide hielten ihr Versprechen und standen bis zum Tode in Treue zu einander.

Die Figuren stammen von verschiedensten Herstellern, der Hintergund von Jürgen Lange, wobei er freundlicherweise auf die wunderschöne Rekonstruktion von Oskar Wiffler zurückgreifen durfte, die dieser für den Förderkreises Kiedricher Geschichts- und Kulturzeugen e.V. erstellt hat.

Sonntag, 23. September 2018



Der Nibelungenschatz versinkt im Rhein (435-650 n. Chr.)





Der Hort ist der Schatz des Königs Nibelunc, den dieser seinen beiden Söhnen, den Nibelungen, hinterlässt. Bei der Teilung geraten sie in Streit, geben Siegfried als Lohn der Hilfe das Schwert des Nibelunc. Sie sind mit seinem Teilungsvorschlag jedoch nicht einverstanden, greifen ihn an, er erschlägt sie und es beginnt ein unseeliger  Reigen von Mord und Totschlag. Hagen ermordet schließlich Siegfried, ist in Besitz des Schatzes und versenkt ihn im Rhein an einer Stelle, die nur ihm und den Königen bekannt ist. Das Morden geht aber weiter und so kennt leider keiner den Ort. 

Die Herkunft der Saga ist nicht ganz eindeutig. Vermutlich wurden verschiedene  Sagentexte der Epoche verwoben. Erste schriftliche Unterlagen stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die ausführlichste Darstellung  ist in der vermutlich um 1220 verfassten Edda des Isländers Snorri Sturluson zu lesen, Richard Wagner machte sie dann erst wirklich berühmt.

Samstag, 14. Juli 2018



1944 - Befehlsausgabe im Osten

Um den Kommandeur des nunmehrigen Aufklärungsbataillons 3, Major Charly Deichen, gruppieren sich seine Offizier. Rechts vorne steht sein junger Adjutant Leutnant Hans-Joachim Berthold. Die Namen der beiden anderen Offiziere, die einen Blick in die Karte werfen, sind nicht bekannt. Auch sind Ort und Zeitpunkt nicht mehr genau feststellbar. Es muss im Sommer 44 gewesen sein, Lt. Berthold wurde zum 01. April Adjutant und im August verwundet. Vermutlich ist es noch am Dnjestr um Knischinew in Moldavien bevor man im August nach Polen verlegt wurde.


Man sieht auf dem Bild die verschiedenen Uniformen und Kopfbedeckungen, die alle getragen wurden. Auch waren die Farben recht vielfältig. Entsprechende Figuren habe ich ausgewählt, auch wenn ich bei den Details ein paar Kompromisse machen musste. Eine Brille als Fotoätzteil habe ich noch nicht für Deichen gefunden. Auch tragen auf dem Bild nicht alle ein Koppel. Als Mützenemblem tragen alle den goldenen Schwerter Adler, das Traditionsabzeichen des Kradschützenbataillons 3.


Links sehen wir den Offizier in dem im Laufe des Krieges eingeführte Drillich-Sommeranzug, der sich im Schnitt an der Panzeruniform orientierte. Es gab dabei zwei  Grundmodelle mit je einer aufgesetzter Tasche und ohne. Die ersten Ausführungen waren mausgrau, später wurden sie schilfgrün. Dieser Offizier hat das wohl kombiniert und das Revers der Jacke zugeknöpft. Dazu trägt die 1943 eingeführte Einheitsfeldmütze mit dem silbernen Vorstoß für die Offiziere an der Deckelnaht. Er trägt die vorgeschriebenen Schnürschuhe mit Gamaschen. Auf dem Bild trägt er vermutlich  Feldjacke.

Deichen trägt die gleiche Uniformvariante, aber in einem etwas grünlicheren Ton. Außerdem trägt als Orden noch das Deutsche Kreuz in Gold (verliehen 08.05.43), das Ritterkreuz (verliehen 10.09.43), das EK I+II, Panzerkampfabzeichen in Silber und das Verwundetenabzeichen in Bronze.

Der Offizier daneben trägt die Feldmütze in Schwarz, also wird er ein ehemaliger Panzeraufklärer aus der Aufklärungsabteilung (mot.) 1gewesen sein, deshalb auch gelbe Vorstöße an den Schulterklappen und den Kragenspiegeln. Er trägt die Feldbluse in der Ausführung eines weißen Sommerrockes, dazu eine Stiefelhose, ähnlich einer Reithose, wie sie bei Offizieren sehr populär war. Dazu trägt er statt Knobelbecher Reitstiefeln ähnliche Offiziersstiefel.


Der Leutnant Berthold trägt als Kopfbedeckung das Schiffchen in der grün grauen Ausführung, wie ich es noch zuhause habe. Die schon etwas verblichene Jacke ist die klassische Feldbluse. Der Begriff Bluse kam daher, dass sie bewusst für große Bewegungsfreiheit weit und blusig geschnitten war. Der Farbton ging von blaugrau bis braunolivgrün. Das sog. Besatztuch an Kragen, Schulterklappen und Abzeichen war seit 1935 bläulichdunkelgrün. Er trägt die klassische steingraue Überfallhose zu Schnürstiefeln, wie sie bei Panzertruppen vorgesehen waren.    









Freitag, 1. Juni 2018


Rheingauer ziehen in den II. Kreuzzug (1147-1149)




Die Ausbreitung des islamisch geprägten Reiches seit dem 7. Jahrhundert bis nach Spanien führte zu einer Gegenbewegung. Sie gipfelte in dem Wunsch der Kirche nach der Rückeroberung Jerusalems (seit 633 besetzt), um den Pilgern einen ungehinderten Zugang zu den heiligen Stätten zu verschaffen. Durch den Aufruf des Papstes Urban II (1095) als göttliche Verkündung wurde der Krieg zu einer Tat der Buße, die göttliches Wohlwollen einbrachte, woraus sich auch die große Teilnehmerzahl erklärt. Der erste Kreuzzug zur „Befreiung Jerusalems“ dauerte von 1096-1099.  Die Teilnehmer legten ein rechtsverbindliches Gelübde, vergleichbar einer Pilgerfahrt, ab. Schließlich führte man sieben Kreuzzüge – teilweise noch mit Teil-Kreuzzügen, ohne das Heilige Land in Besitz zu behalten. Erhalten blieben die mönchischen Ritterorden wie die Johanniter und Malteser.





Papst Eugene III drängte König Ludwig VII. (1137-1180) von Frankreich zu einem zweiten Kreuzzug zur Rückeroberung  von Edessa (dem heutigen Damaskus) und erließ im März 1146 eine zweite päpstliche Kreuzzugsbulle, in der er Kreuzfahrer-Privilegien (Vergebung der Sünden, Schutz für Eigentum und Angehörige und  Zinserlass) festschreibt. Papst und König bedrängen  Bernhard von Clairvaux, sich für den Kreuzzug einzusetzen. Mit einer „berühmt - berüchtigten“ Kreuzzugspredigt in Vézelay wird er schließlich zu einer treibenden Kraft, dabei sprach dieser nicht nur die Adligen an, sondern selbst Kriminelle, sich von Ihren Sünden zu befreien.


Bernhard von Clairvaux bewegt auch den zunächst ablehnenden deutschen König Konrad III. zur Unterstützung des Kreuzzuges, als durch seine Reden die Menschen in Scharen aufbrechen wollen. Zwischen 20-30.000 deutsche Kreuzfahrer brechen im Mai 1147 von Regensburg aus auf. 

Hier sehen wir auch Rheingauer Ritter mit ihren Gefolgsleuten sich aufmachen. Es ist noch ein langer Weg und nur wenige werden zurückkehren. Ein Mönch erteilt noch Absolution, manch‘ Volk nimmt Abschied am Wegesrand.

Die sehr ausdrucksstarken Figuren stammen im Wesentlichen von Thomas Körner (www.Zinnprinzessin.de), gezeichnet hat sie Fritz Gorges und Bernd Graf gravierte sie. Es kamen dann noch einige Figuren aus dem Zinnsarg hinzu. 


Den schönen Hintergrund schuf Jürgen Lange.





Montag, 21. Mai 2018




1914 - Unteroffizier vom Füsilier-Regiment von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80


Wir sehen hier einen Unteroffizier, der mit der Gitarre fröhlich aufspielt. Wahrscheinlich gab es im Zuge einer kleinen Feldübung im Rheingau noch einmal Gelegenheit zum frohen Lied mit ein paar Margeriten an der Gitarre.

Zur Übung im Felde trägt er schon die schlichte 1910 eingeführte feldgraue Uniform, die auch beim Ausmarsch 1914 getragen wurde. Zunächst blieb der Schnitt der Uniform gleich der farbenfrohen von vorher. Allein die Tuchfarbe wechselte und der Kragen wurde flach. Die Ärmelaufschläge, das Rockvorderteil, die Schoßvordertaschenleisten und der Kragen waren rot vorgestoßen. Auf die Schulterstücke waren in der Waffenfarbe vorgestoßen. Alle Namenszüge waren rot. Über die Pickelhaube streifte man einen Überzug mit der Regimentsnummer. Die Tresse des Unteroffiziers ist nur noch ein Winkel am Kragenende.

Der Stab des Regiments lag wie das I. und II. Bataillon in Wiesbaden, das III. in Bad Homburg vor der Höhe. Die Reste der Kaserne stehen heute noch im Europaviertel in  Wiesbaden an der Schiersteinerstraße. Unser Gitarrenspieler gehört der 2. Kompanie an (siehe Säbeltrodel rot-weiß-rot).

Montag, 30. April 2018


Der Nachtwächter


Entgegen der heute abwertend gebrauchten Bezeichnung war dies früher eine sehr wichtige Funktion im Stadtleben. Er hatte mehrere Aufgaben des Nachts wahrzunehmen:

                - Überwachen, ob  Haustüren und Stadttore ordnungsgemäß verschlossen sind.
                - In den Straßen für Ruhe und Ordnung sorgen.
                - Die schlafenden Bürger vor Feuern, Feinden und Dieben warnen. Dazu hatte er das
                   Recht,verdächtige Personen, die nachts unterwegs waren, anzuhalten, zu
                    befragen und notfalls festzunehmen.
                - Die Stunden ansagen – vielleicht auch nur als Zeichen seiner Tätigkeit.
                - Teilweise hatten sie auch die Aufgabe des Türmers, um nach dem Feind zu schauen.

Zumeist stammten die Nachtwächter aus der Gruppe der Henker oder Abdecker. Trotz der Wichtigkeit der Aufgabe galt der Beruf als unehrlich und so war sein Einkommen meist gering.

Zur typischen Ausrüstung eines Nachtwächters gehörten eine Hellebarde oder eine ähnliche Stangenwaffe, um bei Dieben einzugreifen, ein Horn, um zu warnen, und eine Lampe den Weg zu auszuleuchten.

Mit der Einführung der Straßenbeleuchtung verkam die Aufgabe des Nachtwächters, bis sie heute teilweise durch Sicherheitsdienste wieder aufkommt.




Der Küfer














Was wäre der Winzer ohne den Küfer, der ihm das Fass baut. Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. sind Holzfässer aus Gallien bekannt.  

Kübel oder Eimer sind Küfe. Daraus leiten sich dann  die Bezeichnungen Fass, Tonne, Bottich, Schaff, Zuber oder Bütte ab. Und dem entsprechend sind in den verschiedenen Regionen auch die Berufsbezeichnungen wie Fassbinder (dazu: Binder, Bindter, Pinter), Fassler, Fässler, Fassmacher, Böttcher, Böttiger (von Bottich), Böttner, Büttner (von Bütte, Franken), Schäffler, Scheffler (von Schaff, Bayern und Pfalz), Küfner, Küffner, Kübler (von Kübel), Kuper, Küper(Niederdeutsch, Schedler (alemannisch zum Hohlmaß Schedel), Simmermacher (zum Hohlmaß Simmer), Tonnenmacher
Alle diese Namen sind ebenso Hohlmaße und Maßeinheiten. Der Weiß- oder Feinküfer ist Hersteller von Haushalts- und Kleinartikeln.

Der Küfer schneidet und hobelt zunächst die Dauben, die er dann in den eisernen Ring am Boden setzt, dann stülpt er weitere Ringe drüber, die dem Fass seine Form geben. Die Dauben müssen mit Geschick gehobelt werden, um so auch eine dichte Fläche zu bilden. Mit dem Toasten über dem Feier verleiht er dem für Weinfässer bevorzugten Eichenholz und somit später dem Wein eine besondere Note.  

Ein Spezialwerkzeug des Böttchers ist der Bandhaken, mit dem Fassreifen über die Dauben gezogen wurden.

Als katholische Schutzpatrone der Böttcher gelten der hl. Florian sowie der hl. Georg.

Sonntag, 21. Januar 2018


1845 - Nassauer General macht einer Dame den Hof


































Der Großherzog Adolph wird zu einem Ball nach Biebrich geladen haben und ein General  begrüßt höflichst eine vornehme Dame. Wir sehen den General (goldene Stickereien an Stehkragen) in der von 1833 bis 1849 getragenen Uniform. Typisch für das Nassauer Militär ist das dunkele Grün, das man schon in der napoleonischen Zeit trug und die graue Hose (früher ebenfalls grün).

Das Nassauer Militär war in das Bundesheer eingebettet und bildete mit Sachsen und Kurhessen das IX- Korps. Diese Epoche war aber eine ruhige Zeit für die Soldaten; man war im Wesentlichen mit Ausbildung, Wachdiensten, Polizeiaufgaben und Repräsentationsdiensten beschäftigt,  erst die Revolutionsjahre erforderten den Einsatz. Allerdings musste man auch bei Bauarbeiten für die Kasernenbauten helfen.
Die Figur stammt von Herrn Martin Sauter und ist eigentlich ein Badischer Stabsoffizier der Infanterie von 1807-09 mit eine Dame im Hofkleid wie es zwischen 1805-20 getragen wurde. Zeichnung und Gravur fertigte Dr. Gerhard Söllner an  


1150 - Lohengrin







Neulich stand ich am Rhein in Eltville und ich war mir sicher, Lohengrin schwamm, sein Boot von einem Schwan gezogen, vorbei … oder lag es am Wein ???



Bei der Lohengrin-Sage handelt es sich um die Sage vom “Schwanenritter”. Die Dichtung gehört zu den Dichtungen um den heiligen Gral:

Elsa, die Tochter des Herzogs von Brabant, wird auf der Wartburg dem Grafen Telramund vorgestellt. Sie soll genötigt werden, diesem Herren zu heiraten zu reichen. In einem Gebet bringt Elsa ihre Klage vor Gott, der einen Helfer aussendet. Eine kleine Schelle an Elsas Rosenkranz hat Wunderkräfte. Denn sie wird beim Hofe von König Artus erhört. Am Hofe von Artus streitet man sich, wer Elsa zu Hilfe eilen soll. Im Gralstempel erscheint zu Karlsfreitag indes eine weiße Taube, die eine Hostie vom Himmel bringt. Während die Gralsleute in Bewunderung erstarren, zaubert die Himmelsbotin an der Gralsschale eine Inschrift hervor. Lohengrin ist zum Kämpfer für Elsa aus Brabant vorgesehen.

Lohengrin steigt seinem göttlichen Auftrag folgeleistend auf sein Pferd. Am Ufer begegnet er einem weißen Schwan, der einen Einbaum, ein kleines flaches Boot hinter sich herzieht. Lohengrin besteigt das Boot, das ihn nach Antwerpen führt. Eine Hostie wird auf der Überfahrt zur Nahrung von Schwan und Lohengrin. In Antwerpen wird Lohengrin feierlich empfangen.

Bei der Reichsversammlung in Mainz entscheidet sich Telramunds Klage gegen Elas von Brabant. König Heinrich ruft das Gottesgericht an. Lohengrin besiegt im Zweikampf seinen Gegner Telramund, dem er das Haupt abschlägt. Elsa muss ihm das Versprechen geben, dass sie niemals nach seinem Namen und seiner Herkunft nachforschen wird. Sodann wird in Antwerpen Hochzeit zwischen Lohengrin und Elsa von Brabant gefeiert. Zwei Jungen gehen aus der Ehe hervor. Sie verleben eine glückliche Zeit, doch Lohengrin zieht mit dem König gegen die Sarazenen und gegen Ungarn in den Krieg.

In Lohengrins Abwesenheit säht eine Ritterfrau bei Elsa Zweifel über Lohengrin, sodass in ihr die Neugier nach seiner Herkunft erwacht. Lohengrin konnte die Frage nach seiner Herkunft zwei Mal abwehren. Doch beim dritten Mal nennt er seinen Namen und berichtet dem versammelten Hof von seiner Sendung durch den heiligen Gral.

Lohengrin muss dahin zurückkehren, woher er gekommen ist. Zurück an Artus’ Tafelrunde in der Gralsburg. Kein Klagen und kein Bitten helfen. Lohengrin verabschiedet sich von seiner Familie. Der Schwan erscheint mit dem Einbaum und Lohengrin begibt sich auf die Reise zurück. Seinen Sohn ernennt er noch zum Herzog von Brabant. Elsa bricht in ihrer Klage zusammen und sinkt in die Arme ihres Sohnes Gottfried, der neue brabantische Herzog.



Samstag, 20. Januar 2018


200 - Römischer Legionär




Konkretes über Römer im Rheingau ist leider sehr wenig bekannt. Wir wissen zwar von Stromübergängen um die Zeitenwende, aber von Bedeutung ist erst der Feldzug Domitians 83 n.Chr., der mit dem folgenden Bau des Limes zur Einverleibung rechten Rheinufers in das römische Reich führte. Aber hinter den Türmen und Kastellen entwickelte sich das Dekumatland genannte Gebiet wenig und bleib dünnbesiedelt. Alleine unter militärischen Gesichtspunkten wurden Straßen ausgebaut. Nur einige wenige Höfe sind nachgewiesen, vermutlich gehörten sie Veteranen der Armee. Man kennt solche aus Niederwalluf, Martinsthal, Eltville, Kiedrich und Winkel. Funde von Dachziegeln, Tonscherben und einer Riemenschließ auf dem Gelände der Sektkellerei Matheus Müller legen das nahe. Auch einige Gräber fand man in Hallgarten, bei Geisenheim, in Rüdesheim und Lorch.

Unser Legionär der Legio XXII Primigenia, die ab dem 1 Jahrhundert in Mainz lag, tträgt einen verzinnten Bronzehelm, ergänzt mit Wangenklappen. Zum Körperschutz dient ein Schienenpanzer, ein komplexes System in einander geschobener eiserner Panzerschienen und –platten, die mit Riemen, Schnallen und Scharnieren beweglich mit einander verbunden waren. Der Schildkörper des halbrunden Scutum war aus drei Lagen verleimten Birkenholz in einer Art Sperrholz mehrschichtig 6-9cm dick aufgebaut. Seine Oberfläche war mit Schaffilz beidseitig bezogen. Die Art der Verzierungen zeigte nach Tacitus die Legionszugehörigkeit. Des Weiteren schützen ihn Beinschienen.

Als aktive Waffe führt der Soldat ein Zungenpilum, das er dem Feind entgegenschleuderte. Im Nahkampf kam das Schwert zum Einsatz oder auch noch der kurze Dolch.

Die klassische Militärsandale, wie man sie auch in Mainz gefunden hat, besteht aus drei Lappen, die mit der Sohle aus einem Stück geschnitten wurden, Riemen und Schnallen halten sie zusammen. Die eingeklebte Brandsohle und die mit 80-90 Eisennägeln benagelte Laufsohle verhalfen der Sandale immerhin zu einer Laufleistung von 500-1000km. 

Mogontiacum (auch Moguntiacum) ist der lateinische Name der heutigen Stadt Mainz, den diese während ihrer fast 500-jährigen Zugehörigkeit zum Römischen Reich trug. Seinen Ursprung hatte Mogontiacum in dem 13/12 v. Chr. von Drusus erbauten Legionslager und gehörte bis es 470 dem fränkischen Reich einverleibt wurde zum römischen Reich.  Insgesamt waren 9 verschiedene Legionen (je ca. 5.000 Mann) dort stationiert, zeitweise sogar 4 gleichzeitig. 

Sonntag, 7. Januar 2018


1520 - Das „Gasthaus zum dreyn Creutzenn“

Eltville war schon immer ein feierlustiger und gastfreundlicher Ort. In Urkunden kann man mehrmals von Ermahnungen, in denen „… unziemlicher, prächtiger und ungebührlicher Weingang“  fortan verboten war. Anfang des 16. Jahrhunderts gab es schon mehrere Gasthäuser, deren Standorte aber heute nicht mehr bekannt sind.

Als erstes wird konkret 1545 im Rechnungsbuch des Klosters Gronau das „Gasthaus zum dreyn Creutzenn“ erwähnt, dass sich östlich neben der Kirche an der Ellenbogengasse befand. Es musste 1888 dem östlichen Erweiterungsbaus des Hauses Rose weichen.

Ein damaliges Gasthaus ist am ehesten mit den Wanderhütten der Alpen zu vergleichen:  Aus einer einfachen Küche wurden Speisen und Getränke dargeboten, aber auch oftmals musste man sich die Verpflegung zur Eigenzubereitung mitbringen. Ein Abort war meist im Stall und als Waschgelegenheit diente der Brunnen auf dem Hof. Im Schlafraum schlief man zu mehreren in den wenigen Betten und wärmte sich gegenseitig. Oft diente auch einfach der Gastraum als Schlafraum und man legte Strohsäcke aus. Neben der Wärme des Nachbarn sollten Decken und  Felle einen vor der Kühle der Nacht schützen. Wer früh hinaus musste, tat gut daran sich abends nahe der Tür zu platzieren, um nicht schlaftrunken die Mitgäste zu sehr zu stören.