Samstag, 3. Januar 2015


1700 - Backhaus Eckerich

Nachweislich seit dem 14. Jahrhundert, aber vermutlich schon früher, gab es in vielen Gemeinden ein „Gemeines Backhaus“, in das man seine zu backenden Waren brachte, auf dass man sie dort buck, oder auch dem dort tätigen Bäcker nur die Materialien reichte. So brauchte nicht jeder einen teuren, geeigneten Ofen zu unterhalten und man konnte an den Backtagen wunderbar Informationen austauschen, während das Brot aufging. Wegen der höheren Brandgefahr im Ort wurden ab dem 17. Jahrhundert solche Häuser teilweise sogar vorgeschrieben.

In Eltville lag das wunderschöne, mächtige Haus an der Hauptstraße (heute Rheingauer Straße) Ecke Leergasse. Das Haus wird erstmals Anfang des 16. Jahrhunderts erwähnt, wird aber vermutlich vorher schon bestanden haben. Der jetzige Bau stammt etwa aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Namen der im Eltviller Backhaus tätigen Bäcker sind seit 1597 (!) nachweisbar.

1686 wurde dieses der Gemeinde gehörende Haus mit der Genehmigung der kurfürstlichen Regierung in Mainz an Johann Albert Dillmann und seine Frau verkauft. Das Haus ging später 1830 an die Familie Eckerich aus Frauenstein über, die dort schon das Bäckerhandwerk ausübte. Mit der Fortführung in der 6. Generation ist es damit das älteste Backhaus im Rheingau. Bis heute ist die Bäckerei in Familienbesitz.

Hier ist das Haus im 19. Jahrhundert dargestellt als das auf dem Mauerwerk der unteren Etage ruhende Fachwerk noch sichtbar war; eine Photografie um die Jahrhundertwende zeigt es später mit Putz und Schiefer verblendet. Heute ist nach den grundlegende Renovierungen wieder der Altzustand hergestellt. Man sieht alle Arbeitselemente, den Teigkneter, den Portionierer, den Leibformer, den Ofenbeschicker, die transportierenden Gesellen, die durchziehenden Brotleiber, Mehlfässer und Mehlsäcke oder den Wasserkessel und die durchziehenden oder abkühlenden Brote. Eine Kundin verhandelt schon an der offenen Tür, neben der man an der noch unbefestigten Straße auch eine Rose pflegt.