Samstag, 18. Januar 2014

1784 - Kabale und Liebe  
Der sprachgewaltige Friedrich Schiller hat sich 1784 mit diesem Stück des Soldatenhandels des 18. Jahrhunderts angenommen. In dieser Szene des 2. Aktes sieht man den Diener, wie er der Geliebten des Fürsten eine Brillantenkette überreicht -das Schmuckkästchen auf dem Tisch-, die mit Landeskindern bezahlt wurde, darunter seine drei Söhne, die man im Hintergrund über den Schlosshof in Württembergischer Grenadieruniform in eine ungewisse Zukunft  marschieren sieht.










2. Akt: Ein Saal im Palais der Lady Milford; Erste Szene: Lady, in einem freien, aber reizenden Negligé, die Haare noch unfrisiert, sitzt vor dem Flügel und phan-tasiert; Sophie, die Kammerjungfer, kommt von dem Fenster. Zweite Szene: Ein alter Kammerdiener des Fürsten, der ein Schmuckkästchen trägt. Die Vorigen.

KAMMERDIENER: Seine Durchlaucht der Herzog empfehlen sich Mylady zu Gnaden und schicken Ihnen diese Brillanten zur Hochzeit. Sie kommen so eben erst aus Venedig.
LADY (hat das Kästchen geöffnet und fährt erschrocken zurück): Mensch! was bezahlt dein Herzog für diese Steine?
KAMMERDIENER (mit finsterm Gesicht): Sie kosten ihn keinen Heller.
LADY: Was? Bist du rasend? Nichts? – und (indem sie einen Schritt von ihm wegtritt) du wirfst mir ja einen Blick zu, als wenn du mich durchbohren wolltest – Nichts kosten ihn diese unermesslich kostbaren Steine?
KAMMERDIENER: Gestern sind siebentausend Landskinder nach Amerika fort – Die zahlen alles.
LADY (setzt den Schmuck plötzlich nieder und geht rasch durch den Saal, nach einer Pause zum Kammerdiener): Mann, was ist dir? Ich glaube, du weinst?
KAMMERDIENER (wischt sich die Augen, mit schrecklicher Stimme, alle Glieder zitternd): Edelsteine wie diese da – ich hab' auch ein paar Söhne drunter.



 
So kann Literatur lebendig werden. Das Thema an sich galt für die verschiedenen hessischen Fürstenhöfe in gleicher Weise und ist in einem wunderschönen Diorama im Zinnfiguren Museum in Eschwege aufgegriffen worden, in dem die Soldaten in Karlshafen eingeschifft werden.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen